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| Die St. Andreas Kapelle mit Spital |
| Geschichte des Spitals |
| In Großengottern, einem ehemaligen Marktflecken zwischen Mühlhausen und Bad Langensalza, im |
| Unstrut-Hainich Kreis gelegen, hat sich ein einzigartiges Ensemble mit hohem Zeugniswert der |
| örtlichen Sozialgeschichte erhalten, das ehemalige Spital “St. Andreas“. |
| Mit seiner winzigen Kapelle nebst Wohnhaus und Nebengebäuden, ja sogar einem eigenen |
| gegrabenen Brunnen war das Anwesen ein humanitäres Stiftungsobjekt der Selbstversorgung. |
| Laut einer Sage lies die Familie von Hopffgarten das Hospital und die Kapelle errichten, weil sie |
| sich über die Rückkehr eines tot geglaubten Familienangehörigen aus einem Kreuzzug gefreut hat. |
| Ob das Spital eine Stiftung der Ritter von Hopffgarten nach den Kreuzzügen ist, mag dahingestellt |
| bleiben. Die Lage an deralten Heerstraße spricht allerdings für ein hohes Gründungsalter. |
| 1368 |
| Verzeichneten Apel und Kerstan von Seebach zu Gunsten des „neuen Hospitals“ vor der |
| Eselspforte (Befestigung des Dorfes im Mittelalter) auf ihre Ansprüche zu Bischofsgottern. |
| Der Mainzer Erzbischof hatte die Landeshoheit. |
| 1506 |
| Erst jetzt lässt sich das Objekt dem Convent mit seinem Administrator Albertus dem |
| Wilhelmiterkloster Mülverstedt zuordnen. |
| 1830 |
| Der Wilhelmiterorden war ein Einsiedler –und Bettelorden, dessen außergewöhnlich |
| entsagungsvolles Leben durch die Benediktinerregel bestimmt wird. Die Armut spiegelt sich auch |
| in den Baulichkeiten wieder. So gehörte zum Inventar des Hospitals St. Andreas zu Großengottern: |
| 1) Ein Wohnhaus einstöckig mit Ziegeln gedeckt, darin eine große und eine kleine Stube, |
| neun Kammern, alle mit Schloss und Schlüssel |
| 2) Ein Zinshäuschen |
| 3) Eine Kirche nebst Turm und Glocke |
| 4) Ein Holzschuppen mit Ziegeln gedeckt |
| 5) Ein Ställchen |
| 6) Ein Schweinekoben |
| 7) Um das Gehöft eine Bretterumzäunung |
| 8) Ein Gottesacker zum Begräbnis der Hospitaliten |
| 9) Ein Gärtchen zur Benutzung der Hospitaliten |
| Im Stadtarchiv Bad Langensalza kann man auf 45 Seiten nachlesen, wie die Ritter von Hopffgarten, |
| Lehnherren von Gotteshaus und Spital, deren Grabsteine mit abgebildeten geharnischten Herren |
| noch in Mülverstedts Klosterkirche zu schauen sind, den Ort als Armenwohnung bestimmten. |
| Immerhin besagt ein Erbvergleich von 1595,wie das Hospital zu führen sei. Gebundene |
| Hospitalrechnungen, ab Jahrgang 1675, sind vorhanden. Alles im Detail kann im Pfarrarchiv |
| Mülverstedt nachgelesen werden. |
| 1767 |
| Zeichnet der Stiftsvorsteher G. C. Seyfarth ein Statut: „Dieses Hospital hat den Zweck, alten oder |
| gebrechlichen hilfsbedürftigen Menschen Unterhalt und Pflege bis zum Tod zu gewähren. |
| 1944 |
| Verstarb, nachdem 250 Jahre namentlich aufgeführte Bewohner das gewölbeunterkellerte Haus |
| ärmlich bewohnten, die letzte Hospitalistin, wobei 1945 Heimatvertriebene erneut Wohnung darin |
| fanden. |
| 1958 entstand hier ein Heimatmuseum. |
| In den folgenden Jahren waren die Gebäude leider dem Verfall preisgegeben. |
| Viele Jahre fragte niemand, wer eigentlich der Besitzer des Grundstückes ist. Zu Großengottern |
| gehört es nicht. Eigentümerin ist die „Milde Hopffgartensche Stiftung“ in Mülverstedt. |
| Der Förderverein “Spittel“ e.V. Großengottern setzt sich für die bauliche Wiederherstellung und |
| Erhaltung des Ensembles “Hospital St. Andreas“ als Natur- und Kulturerbe im ländlichen Raum |
| ein. |
| Cordula Breitbarth |
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